Faire Spielsachen zu Weihnachten: Die „Fair Toys Organisation“ stellt neuen Standard für Spielzeug vor

01.12.2022 | THWS Business School
Der Würzburger Wirtschaftsethiker Harald Bolsinger fördert die Initiative seit 2015 mit FHWS-Nachhaltigkeits-Knowhow

Der Einkauf von Kinderspielzeug als Abstimmung mit den Füßen oder: „Jedes Mal, wenn du Geld ausgibst, stimmst du darüber ab, welche Art von Welt du willst“, resümiert die amerikanische Autorin Anna Lappé. Das Weihnachtsgeschäft startet und mit ihm der Kauf von Spielwaren. Die Fair Toys Organisation (FTO) veröffentlicht erstmals als multipler Interessensvertreter mit ihrem Leistungscheck („Fair Performance Check") einen neuen Standard, um faire Produktion von Spielwaren zu fördern.

Prof. Dr. Harald Bolsinger unterstützt die Initiative seit 2015 ehrenamtlich mit Nachhaltigkeits-Knowhow und als Mitglied des Nürnberger Bündnis Fair Toys, das mit der FTO verbunden ist. Er lehrt als Professor der Fakultät Wirtschaftswissenschaften an der Hochschule Würzburg-Schweinfurt. Im Rahmen der jüngsten Vorstandssitzung der FTO am 30. November 2022 werden die Ergebnisse der Abschlussarbeit von Bachelor-Absolventin Carolin Thum mit dem Titel „FTO - Analyse einer glaubwürdigen Kontrollinstanz in der Spielwarenindustrie“ diskutiert.

Zum Hintergrund der Spielwarenindustrie

Die Spielwarenindustrie stellt Spielwaren zum Bewegen, Liebhaben, Experimentieren, Gestalten und Konstruieren her, um kindliche kognitive, motorische und emotional-soziale Fähigkeiten zu entfalten und sie auf Rollen in der Gesellschaft vorzubereiten. Bis zu ihrem sechsten Lebensjahr verbringen die Kleinen im Durchschnitt 15.000 Stunden mit Spielzeug.

Wurden früher Holz-Eisenbahnen und Bälle in Nürnberg oder Seifen im Erzgebirge produziert, erfolgt die Herstellung nun oft in asiatischen Ländern, vor allem China. Die Produktion von Spielwaren erfolgt dort teilweise unter Missachtung von sozialen und Umwelt-Standards. Mit günstigen Spielwaren aus Massen- Produktion gehen existenzgefährdende Löhne einher, für die Menschen in menschenunwürdigen Unterkünften mit unzureichendem Arbeitsschutz und ohne Sicherheitsschulungen arbeiten. Darüber hinaus kommt es zu umweltrelevanten Missständen. Käuferinnen und Käufer haben die Wahl und können mit den Füßen abstimmen: Sie können Spielzeug zu teilweise günstigen Preisen unfair produziert erwerben oder sie können Kaufkriterien anwenden, die Sozial- und Umweltwirkungen berücksichtigen.

Wer sie faire und nachhaltige Produkte erwerben möchte, benötigt dafür glaubwürdige Siegel. Der Fair Performance Check der Fair Toys Organisation liefert eine glaubwürdige Einschätzung, ob Spielzeughersteller ihren menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten nachkommen und die Einhaltung von Sozial- und Umweltstandards in ihren Lieferketten sicherstellen. Dieser Check soll 2023 in eine Siegelvergabe münden. Die Anforderungen des Checks entstanden mit wissenschaftlicher Beratung durch den Wirtschaftsethiker Prof. Dr. Bolsinger (FHWS) und Prof. Dr. Ebinger vom Nürnberger Campus of Technology.

In der FTO arbeiten Vertretungen der Spielwarenbranche und der Zivilgesellschaft mit Initiativen, Instituten, Institutionen sowie den Städten Fürth und Nürnberg zusammen, um die Sozial- und Umweltstandards in der Spielwarenproduktion zu optimieren. „Die FTO orientiert sich an einem Konzept, das auch dem 2023 in Kraft tretenden deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz zu Grunde liegt", erläutert Patric Kügel von der FTO-Geschäftsstelle. Ziel ist es, zum Ende des Jahres 2023 erstmals besonders gut bewerteten Unternehmen ein Siegel der FTO zu verleihen, das die Kundschaft auf Produkten finden kann. Bereits jetzt veröffentlicht die FTO Informationen zum Nachhaltigkeitsprofil ihrer Mitgliedunternehmen in den Unternehmensprofilen auf Fair Toys Organisation.

Zur Fair Toys Organisation

Als gemeinnütziger und eingetragener Verein im Juli 2020 in Nürnberg gegründet, setzt die FTO mit einem multiplen Interessensvertreter-Ansatz Prinzipien und Prozesse um, die es für die Spielwarenbranche so noch nicht gab. Der Verein ist als Vorreiter finanziert durch die Förderung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und durch Mitgliedsbeiträge teilnehmender Unternehmen der Spielwarenbranche.