Sicherung der Versorgung mit Blut und Blutprodukten im Bündnis- und Verteidigungsfall

Das Forschungsprojekt SANGUIS (Sicherung der Versorgung mit Blut und Blutprodukten im Bündnis- und Verteidigungsfall) wird durch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) gefördert. Ziel des Projekts ist es, Ansätze und Vorgehensmodelle zu entwickeln, die dabei helfen, die Versorgung der Bevölkerung mit Blut und Blutprodukten im Kontext der Konzeption ziviler Verteidigung zu gewährleisten.

Problemstellung:

Blut gilt als Arzneimittel und ist aufgrund seiner spezifischen Eigenschaften, bspw. als Sauerstoffträger im Körper, gegenwärtig durch nichts vollwertig zu ersetzen. Regelmäßig kommt es zu Angebots- und Nachfrageschwankungen, welche durch die handelnden Akteure, vornehmlich Blutspendedienste und Klinken, so gut wie möglich auszugleichen sind.  In Situationen des Bündnis- und Verteidigungsfalls ist zusätzlich mit akuten und ggf. immens steigenden Bedarfen an Blut und Blutprodukten zu rechnen. Innerhalb Deutschlands liegen derzeit jedoch nur vereinzelt und i. W. nicht aufeinander abgestimmte Konzepte der Akteure (Blutspendedienste und Kliniken) vor, um in Sonderlagen die Versorgung mit Blut sicherzustellen. Dieser Sachverhalt macht die Entwicklung eines geeigneten Konzeptes erforderlich.

Forschungsansatz und Vorgehen:

Im Rahmen des Projekts werden zunächst die Besonderheiten der Angebotsseite untersucht. Hier gilt es, die Regelprozesse der Blutspendedienste sowie deren Unterstützungspartner wie beispielsweise Hilfsorganisationen aufzugreifen und die für deren ordnungsgemäßen Ablauf benötigten Ressourcen zu identifizieren. Für die Bedarfssituationen und deren Volatilität im Alltag sind bereits bekannte Einflussereignisse zu benennen und die hierfür entwickelten und praktizierten Bewältigungsstrategien zu beschreiben.

Anschließend werden Ereignisse identifiziert, welche entweder die Versorgungs- oder die Nachfrageseite oder beide beeinflussen sowie deren Interdependenzen herausgearbeitet. Konkret sind in Abstimmung mit den Bedarfsträgern (Bundeswehr/ Kliniken) besondere Nachfragesituationen zu formulieren und sich ergebende Folgen zu beschreiben. Bestehende Lösungsmöglichkeiten zur Bewältigung bisher bekannter außergewöhnlicher Nachfragelagen und sich ggf. ergebender unterschiedlicher Umsetzungsstrategien werden auf deren Grenzen untersucht, sodass erkennbar wird, unter welchen Rahmenvorgaben die gegenwärtig zur Verfügung stehende Infrastruktur und zugehörige Ressourcen Nachfrageschwankungen ausgleichen können. Anschließend werden Maßnahmen zur Erhöhung der max. Leistungsmöglichkeiten konzipiert und die Belastungsgrenzen ermittelt, bevor mögliche Folgen der Unterversorgung thematisiert werden. Dabei sind insbesondere durch rechtliche Vorgaben formulierte Grenzen zur Herstellung oder Gabe von Blut- und Blutprodukten zu benennen und deren limitierende Einflüsse auf die Versorgungslage zu untersuchen.  

Methodik

Basierend auf Literaturstudien wird der Stand der Forschung zur Blutversorgung in Sonderlagen erarbeitet. Die Prozessbeobachtung und -dokumentation sowie Analyse der bestehenden Infrastruktur bei den für die Blutversorgung verantwortlichen Akteuren bilden die Ausganslage zur Beschreibung des Stands in Deutschland. Eine vergleichende Darstellung der individuellen Prozesse der Blutspendedienste zeigt die jeweiligen Stärken sowie Vulnerabilitäten und Inkompatibilitäten in Bezug auf Prozesse und Ressourcen. Nachfolgend werden SOLL-Prozesse definiert und Anpassungserfordernisse identifiziert, Handlungsempfehlungen formuliert und in Handreichungen sowie ein Handbuch für die handelnden Akteure erstellt.